Partizipation

Betroffene zu Beteiligten machen

Betroffene zu Beteiligten machen ist einer der wichtigsten Grundsätze für die Arbeit der Gegenwart und Zukunft. Gleichzeitig stellt genau das in vielen Unternehmen einen grundlegenden Wandel dar. Dieses Prinzip stellt die Form der bisherigen Arbeitsorganisation häufig auf den Kopf. „Denken und Handeln“ wurde früher klar getrennt in Arbeiter und Manager. Und auch heute findet man das immer noch, zumindest in einer Trennung von operativen und strategischen Ebenen (die heißen dann oft Projekt und Lenkungskreis), in denen meist unterschiedliche Menschen sitzen.

Statt einer Trennung zwischen strategischen und operativen Entscheidern, müssen die operativen Entscheider in strategische Entscheidungen einbezogen werden. Die Menschen, die wertschöpfend arbeiten, müssen auch in die strategischen Entscheidungen bezüglich ihrer Arbeit einbezogen werden.

Es macht keinen Sinn, kluge Köpfe einzustellen und ihnen dann zu sagen, was sie zu tun haben. Wir stellen kluge Köpfe ein, damit sie uns sagen, was wir tun können.

Steve Jobs

Warum Betroffene zu Beteiligten machen?

In Unternehmen müssen heute in der Regel schneller Entscheidungen getroffen werden, als früher. Eine hohe Reaktionsfähigkeit auf neue Erkenntnisse, die in der komplexen Gegenwart nicht mehr völlig vorhersehbar sind, sind unerlässlich für den Erfolg. Es wächst die Notwendigkeit, intuitiv frei Entscheidungen treffen zu können, da Zusammenhänge und Abhängigkeiten nicht mehr zu überblicken sind. Hinzu kommt, dass die in der Wertschöpfungskette arbeitenden Menschen häufig besser wissen, was für die jeweilige Wertschöpfung eine gute Entscheidung ist.

Schon Peter Drucker beschrieb Unternehmertum als die Bereitschaft, Risiken zu übernehmen. Unternehmerisches Verhalten zeige eine Person, die bereit sei, für eine Idee auch Karriere und finanzielle Absicherungen aufs Spiel zu setzen und (auch eigene) Zeit beziehungsweise Kapital in eine Idee zu investieren. Für Joseph Schumpeter ist ein Unternehmer eine Person, die bereit und fähig ist, neue Ideen oder Inventionen in erfolgreiche Innovationen umzusetzen.

Ein Unternehmer ist also eine Ursache für Veränderung, die weg vom alten Gleichgewicht führt. Er ist risikobereiter und intuitiv entscheidender Innovator, der neue Ideen aufgreift, durchsetzt und dabei existierende Strukturen verdrängt, vielleicht sogar zerstört und dabei neue schafft.

Unternehmer gibt es nur mit mündigen und gut ausgebildeten Menschen, die sich mit eigenen Entscheidungen einbringen können. Wer die Verantwortung übernimmt, der trifft auch die Entscheidungen – das gilt auch umgekehrt. Wer die Entscheidungen trifft, übernimmt auch die Verantwortung für die Entscheidungen. Durch die Einbeziehung der Betroffenen in die Entscheidungen, übernehmen sie Verantwortung für die erarbeiteten Lösungen.

Wichtiger Bestandteil für Erfolg ist Engagement und Motivation der beteiligten Menschen. Gleichzeitig ist Erfolg ein hoher Motivator für viele Menschen ebenso wie Autonomie in der Gestaltung der eigenen Arbeit und in der Freiheit, Entscheidungen zu treffen. Diese Freiheit hilft zusätzlich dabei, kreative Potenziale aufzudecken und zu nutzen, die unerlässliche sind für Innovationen.

  • Unternehmertum: überlegte und auch intuitive Entscheidungen treffen und frei gestalten können.
  • Übernahme von Verantwortung: für die Gestaltung der eigenen Arbeitsumgebung
  • Motivation: durch Autonomie (Pink)
  • Potenziale: kreative Potenziale aufdecken

Unternehmen, die Lösungen für komplexe Probleme entwickeln oder deren Produkte sich in einer komplexen Welt behaupten müssen, brauchen engagierte, motivierte und kreative Menschen mit Unternehmergeist, um erfolgreich zu sein.

Wie Betroffene zu Beteiligten machen?

Um zu einem innovativen erfolgreichen Unternehmen zu werden, müssen die Menschen des Unternehmens einbezogen werden. Partizipation ist das Stichwort. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten und alles beginnt mit größtmöglicher Transparenz.

Informationen dürfen nicht als Machtinstrument gezielt verteilt werden. Für alle Menschen des Unternehmens müssen Informationen nicht nur gleichermaßen verfügbar sein, sie müssen auch regelmäßig aktiv informiert werden mit den wichtigsten Themen des Unternehmens.

Menschen müssen sich gut informiert beteiligen können in allen Themen, bei denen sie der Auffassung sind, einen wertvollen Beitrag leisten zu können. Das betrifft Wertschöpfungsstrukturen, aber auch parallel dazu existierende informative oder strukturierende Netzwerke in Form von Gilden oder Communties of Practice. Sie müssen sich hier nicht nur beteiligen können. Sie müssen auch die Verantwortung übernehmen können, solche Netzwerke entstehen, verändern und beenden zu lassen.

Auch in eine kontinuierliche Verbesserung des gesamten Unternehmens müssen sich betroffene interessierte Menschen freiwillig einbringen können. Dabei kann es um neue Produktideen oder Geschäftsmodelle ebenso gehen, wie um eine Verbesserung der Zusammenarbeit, die zum Beispiel neue Strukturen der Organisation zur Folge haben können.

  • Information: zum Beispiel Klartext für alle
  • Beteiligung: zum Beispiel Gilden und Communities Of Practice
  • Verbesserung: zum Beispiel Company-Retro als Open Space
  • Neugestaltung: zum Beispiel eine Zukunftskonferenz

Immer alle?

Betroffene zu Beteiligten zu machen bedeutet nicht, immer und alle Betroffenen einzubeziehen. Wichtig ist, die Willigen einzubeziehen, sich nicht an den Unwilligen abzuarbeiten und dabei eine möglichst breite Basis zu erreichen.

Nicht durch eine hohe Anzahl, sondern durch eine möglichst passende Beteiligung der Betroffenen wird Veränderung möglich. Noch wichtiger als „möglichst viele oder möglichst alle“ ist, wie die Beteiligte zum Thema stehen. Wirklich viel erreicht man durch Koalitionen und Kooperation von Willigen, durch engagierte, motivierte Überzeugungstäter in einer kleinen, schlagfähigen Gruppe. Hohe Energie und hohes Tempo durchaus mit Diversität und Kritikern, aber ohne Bremser und Widerständler, helfen dabei, in ausreichender Geschwindigkeit gute Ergebnisse zu erzielen.

Gute Ergebnisse sind wichtiger für Veränderungen, als ein langgezogener und gut gemeinter Diskussionsprozess mit Beteiligung aller. Gut gemeint ist eben noch nicht gut gemacht.

  • Motivation: Koalition und Kooperation von Willigen
  • Fokus: Lösungorientierung der Beteiligten
  • Geschwindigkeit: Motivierte Überzeugungstäter in kleiner schlagfähiger Gruppe
  • Zielorientierung: Gute Ergebnisse mehr als Beteiligung aller

Grundlegende Prinzipien für Einbeziehung

Es gibt viele Möglichkeiten, Menschen einzubeziehen. Was sich anbietet, das ist abhängig von der Situation, den Menschen, den Themen. Es gibt aber ein paar grundlegende Prinzipien, die für alle Formate gelten, damit Partizipation zu wirksamen Ergebnissen führt. Menschen haben feine Antennen und erkennen sehr schnell, ob eine echte Beteiligung erwünscht ist, oder nicht.

Partizipation muss freiwillig und lösungsorientiert sein. Menschen beteiligen sich nur dann motiviert und arbeiten an wertvollen Ergebnissen, wenn sie sich für das jeweilige Thema interessieren. Der persönliche Beitrag muss dabei als sinnstiftend wahrgenommen werden und das Ergebnis der Beteiligung muss für die Betroffenen eine (positive) Auswirkung haben und sich mit konkreten Bedarfen beschäftigen.

Dabei müssen nicht grundsätzlich alle Menschen, sondern vor Allem die Betroffenen zu Beteiligten gemacht werden. Das Ziel ist nicht, dass bei allem alle mitreden, sondern dass die Menschen beteiligt werden, auf die entsprechende Entscheidungen eine direkte oder mindestens indirekte Auswirkung haben und die bereit sind, sich konstruktiv an einer Veränderung und Lösung zu beteiligen.

  • Freiwillig: wer sich interessiert, stiftet den größten Wert
  • Bedarfsorientiert: Themen müssen an konkreten Bedarfen orientiert sein.
  • Lösungsorientiert: die Teilnehmenden müssen positiv an einer Lösung interessiert sein
  • Sinnstiftend: Beteiligung muss als sinnstiftend wahrgenommen werden
  • Einflussnehmend: Beteiligung muss Auswirkungen haben
  • Vertrauensvoll: alle können (nicht müssen) sich einbringen

(Das Bild ist von Simone – vielen Dank!)

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