Kultur besteht nicht aus den Dingen, die gesagt werden. Kultur entsteht, besteht und verändert sich durch die Dinge, die gemacht werden. Wichtiger Bestandteil einer modernen Arbeitsumgebung sind kurze Iterationen mit anschließendem Feedback für eine kontinuierliche Verbesserung. Häufig sind aber in Unternehmen nicht nur kurze Iterationen, sondern auch das Thema „Feedback“ nicht ganz einfach. Viele Mitarbeiter sind es weder gewohnt, Feedback einzuholen, entgegen zu nehmen oder zu geben und da Kultur aus den Dingen besteht, die gemacht werden, gibt es in vielen Unternehmen keine Feedback-Kultur.
Verstärkt wird das Problem einer fehlenden Feedback-Kultur in Unternehmen durch die Selbstverständlichkeit, mit der die Generation Y mit dem Thema Feedback umgeht. Hier gehört es nicht zuletzt auch durch die kontinuierliche Verbindung und Kommunikation in sozialen Netzwerken zu einer Selbstverständlichkeit, kontinuierlich Feedback einzuholen und zu geben.
Im Buch „Das Ende des Projektmanagements“ von Ronald Hanisch beschreibt er unterhaltsam, wie sich ein Kultur-Clash aus der „alten“ Generation X und der Generation Y darstellen kann, wenn ein gestandener Manager auf einen neuen Mitarbeiter der Generation Y trifft. Die eigene Herangehensweise wird als selbstverständlich empfunden und weicht deutlich von der anderen Verhaltensweise ab. Es kommt schlicht zu schlecht auflösbaren Missverständnissen.
Aktiv mit Feedback umgehen
Kontinuierliches Feedback aktiv zu ermöglichen und einzufordern wird um so wichtiger, eben weil Kultur entsteht durch das Handeln. Vor etwa drei Jahren habe ich bei Jurgen Appelo von der Idee der „Feedback Door“ gelesen. Die Idee, sich immer direkt Feedback abzuholen, hat mir so gut gefallen, dass dieses einfache Mittel zu einer Standard-Methode wurde, die ebenso einfach wie zielführend ist.
Vor einem Meeting bereite ich in der Regel ein Flipchart vor mit der Möglichkeit für jeden Teilnehmer, nach dem Meeting schnell sein Feedback abzugeben. Auf diese Möglichkeit weise ich zu Beginn hin und bitte darum, dass sie wahrgenommen wird. Dabei soll jeder Teilnehmer mindestens seine Meinung kundtun, wie das Meeting empfunden wurde – idealerweise werden direkt Verbesserungsvorschläge ergänzt die dabei helfen, anschließend schnell Maßnahmen zu ergreifen und die nächsten Meetings besser zu gestalten.
Als Agile Coach, Scrum Master und Teamleiter schicke ich viele E-Mails an unterschiedliche Verteiler und auch hier bitte ich immer um Rückmeldung und fordere zu Korrekturen, Anmerkungen und Meinungen auf.
Das beides sind Maßnahmen, die in einem Unternehmen ohne starke Feedback-Kultur erstaunlich schnell angenommen wurden und spannende Rückmeldungen zu Tage gefördert haben. Auch wenn die Bereitschaft für eine direkte und teilweise auch öffentliche Rückmeldung nicht von Beginn an bei allen da ist, höhlt steter Tropfen den Stein. Mittlerweile geben viele Mitarbeiter direkter Feedback. Außerdem sorgen sie bei eigenen Termine, Ergebnisse und Handlungen dafür, schnell eine Rückmeldung zu bekommen, um selbst in kurzen Iterationen für eine kontinuierliche Verbesserung sorgen zu können.