Motoröl

Spitzenteams sind kein Zufall

Wenn ich von Teamarbeit oder guter Zusammenarbeit in Teams spreche, dann rede ich von einem „miteinander“ oder einem „füreinander“. Allerdings entwickeln sich manche Teams vom „Nebeneinander“ nicht weg. Sie entwickeln sich nicht – schon gar nicht automatisch – zu einem „Miteinander“. Eine Zusammenarbeit „Füreinander“ wird zu reiner Glückssache. Dabei haben die Spitzenteams, die ich erlebt habe, nicht nur miteinander, sondern füreinander gearbeitet.

„Teamfähigkeit“ ist eine Anforderung für das Lösen komplexer Probleme. Entsprechend wichtig ist diese Fähigkeit, die mittlerweile jeder für sich in Anspruch nimmt. Menschen müssen sich aufeinander einstellen können. In der Regel dauert es eine gewisse Zeit, bis sich in einem Team eine gute Zusammenarbeit eingestellt hat. Häufig wird in dieser Entwicklung von unterschiedlichen Team-Phasen gesprochen.

Die Notwendigkeit der persönlichen Entwicklung als ein Hebel für die Verbesserung des Teams, wird dabei oft ignoriert. Und auch die Prozesse der „Teambildung“ werden immer wieder dem Zufall oder sich selbst überlassen. Manchmal mit begeisternden Ergebnissen, viel häufiger mit großer Enttäuschung, weil sich selbstorganisierte Teams doch nicht selbst organisieren und sich über Monate keine gute Zusammenarbeit einstellt. Gute Zusammenarbeit in Teams sollte nicht dem Zufall überlassen werden. Was aber bedeutet „gute Zusammenarbeit“? Was ist das Öl im Getriebe der Teamentwicklung?

Natürlich ist ein regelmäßiges „Überprüfen und Anpassen“ der Zusammenarbeit notwendig. Was aber sind weitere Faktoren? Was sollte betrachtet werden, um von einem Nebeneinander (oder sogar Gegeneinander) zu einem Miteinander oder sogar Füreinander zu kommen?

Die 5C-Formel großartiger Teams

In einem Blog-Beitrag zum Thema großartiger Teams beschreibt Julia Felton eine 5C-Formel, die sie bei Service-Teams im Catering anwendet und die zu vielen zufriedenen Kunden führt. Diese Formel gilt grundsätzlich für Teams. Großartige Teams brauchen laut dieser Formel „Context (Kontext)“, „Clarity (Klarheit)“, „Connection (Verbindung)“, „Contribution (Beitrag)“ und „Celebrate (Wertschätzung)“.

  • Kontext (Context): Alle im Team müssen wissen, wozu das Team existiert und wie es erfolgreich sein kann.
  • Klarheit (Clarity): Alle Mitglieder müssen die Spielregeln kennen und wissen, was von ihnen persönlich und als Team erwartet wird.
  • Verbindung (Connection): Gute Beziehungen sind die Grundlage für den Erfolg eines jeden Teams. Das gilt für die Menschen im Team ebenso, wie für die Menschen, für die das Team arbeitet.
  • Beitrag (Contribution): Jedes Teammitglied muss wissen, wie die eigene Arbeit zum Erfolg des Teams beiträgt.
  • Wertschätzung (Celebrate): Menschen wünschen sich positive Rückmeldung und Wertschätzung, ihr Beitrag und Erfolge des Teams müssen anerkannt und „gefeiert“ werden.

Was Teams für eine gute Zusammenarbeit brauchen

Teamwork ist die Fähigkeit, gemeinsam auf eine gemeinsame Vision hinzuarbeiten und individuelle Ziele auf organisatorische Ziele auszurichten. Es ist der Treibstoff, mit dem Menschen ungewöhnliche Ergebnisse erzielen können.

Andrew Carnegie

Neben der 5C-Formel und einer anderen Form von Führung in (agilen) Teams habe ich zwölf Themenfelder beobachtet, die eine hohe Relevanz für großartige Teams haben. Erfolgreiche Teams, die gut zusammen gearbeitet oder sogar Spitzenleistung erbracht haben, waren in diesen Feldern besonders gut aufgestellt.

  • Vision und Sinn
  • Klarheit
  • Zusammenstellung
  • Wir-Gefühl
  • Vertrauensvolles Klima
  • Ausgewogenheit
  • Strukturen
  • Lernen und verbessern
  • Fortschritte wahrnehmen
  • Lösungsfokussierung
  • Ermutigung
  • Unterstützung

Auf Erkenntnisse von Google über den Einfluss von Führungsverhalten auf Mitarbeitende gehe ich am Ende des Artikels in einem eigenen Absatz auch ein.

Vision und Sinn

Mitarbeiter in Teams müssen in ihrem Beitrag und im Ziel des Teams einen Sinn sehen. Eine überzeugende Vision und aussagekräftige Mission für das Team muss so geformt sein, dass sich die Menschen im Team inspiriert fühlen. Sie sollten sich persönlich engagieren und einen guten Beitrag für ein erfolgreiches Team leisten wollen.

Klarheit

Eine klare und präzise Kommunikation von Anfang an ist wichtig. Dabei müssen Zweck und Vorteile der Vision präzise erläutert werden. Risiken und Hindernisse müssen ehrlich auf den Tisch gebracht werden und es muss allen klar sein, wann das Team erfolgreich ist, wie dieser Erfolg aussieht und wie der Erfolg des Teams in ein mögliches Gesamtbild passt.

Zusammenstellung

In einem guten Team kommen die richtigen Leute mit den richtigen Fähigkeiten zusammen. Spitzenleistung entsteht in Teams, in denen jeder Mitarbeitende unabhängig von anderen Menschen arbeiten kann und sich gleichzeitig mit den anderen Menschen des Teams gemeinsam für die Lösung der Herausforderungen des Teams einsetzt. Die Menschen im Team brauchen Ausgewogenheit in Fähigkeiten, Persönlichkeiten und Stärken, ein hohes Können und gegenseitiges Zutrauen. Dabei sind auch Kompetenzen wie Konfliktlösung, Moderation und Mediation von großem Vorteil.

Wir-Gefühl

In einem Team, das gut zusammen arbeitet, ist die Summe des Teams mehr, als seine Einzelteile. Eine kollektive Intelligenz ist mehr, als das Wissen und Können der Einzelnen. Um diese Stärke zu heben, braucht das Team das Gefühl, eine Einheit zu sein und gemeinsam an Herausforderungen zu arbeiten.

Vertrauensvolles Klima

Wie gut ein Team zusammen arbeitet hängt stark davon ab, welches Zutrauen dem Team und jedem einzelnen Menschen innerhalb des Teams von außen und innerhalb des Teams entgegen gebracht wird. Je größer ein vertrauensvolles Klima ist, um so intensiver arbeiten die Menschen miteinander. Die kompetentesten Mitarbeitenden in einer Gruppe werden ohne gegenseitiges Zutrauen und ein vertrauensvolles Klima keine großen Erfolge haben. Menschen, die vertrauensvoll zusammen arbeiten, übernehmen gemeinsam Verantwortung für den Gesamterfolg des Teams.

Ausgewogenheit

Jedes Team muss regelmäßig den eigenen Fortschritt überprüfen und die Dinge anpassen, die verbessert werden können. Das betrifft sowohl den Zweck, die Vision und das Ziel des Teams, als auch die Prozesse der Zusammenarbeit. Eine Balance zwischen Pflege der Arbeitsbeziehung und zielgerichteten Aktivitäten ist wichtig. Die regelmäßige Beschäftigung mit der Zusammenarbeit im Team hilft, sich besser kennenzulernen und aufeinander einzustimmen. Außerdem werden Frust-Potenziale rechtzeitig abgebaut, ein motivierendes Umfeld bleibt bestehen und alle Mitglieder des Teams fühlen sich Verantwortlich nicht nur für das Ergebnis des Teams, sondern auch für eine gute Zusammenarbeit.

Strukturen

Klare aus dem Team heraus mit allen Mitarbeitenden entwickelte Strukturen für die Zusammenarbeit, ein festgelegter Takt und klare Verantwortlichkeiten als Grundlage für die Zusammenarbeit helfen, Reibungsverluste zu reduzieren und sich auf die Hauptaufgaben des Teams zu konzentrieren. Diese Strukturen müssen vom Team entsprechend der sich ändernden Rahmenbedingungen angepasst und entsprechend flexibel vom Team bestimmt werden können.

Lernen und verbessern

Auch in den besten Teams und den kompetentesten Menschen passieren Fehler. Irrtümer können in falsche Richtungen lenken. Misserfolge sind ein Teil des Gesamterfolges, der sich nicht immer mit Wissen und Können vermeiden lässt. In einem kompetenten Team besteht ein hoher Antrieb, keine Fehler zu machen. Passieren sie dennoch, sollten Sie zeitnah aufgearbeitet werden, um daraus zu lernen. Einzelne Menschen verantwortlich zu machen, Schuldige zu suchen, ist kontraproduktiv. Die Einstellung, dass Misserfolge eine Grundlage für Lernen ist, lässt dem Team den Freiraum für kontinuierliches Lernen und Verbessern.

Fortschritte wahrnehmen

Häufig sind es kleine Erfolge, die einen wichtigen Teil für den gesamten Fortschritt des Teams bringen. Um das auf den ersten Blick Unmögliche möglich zu machen und früh Erfolge zu sehen, sind statt weniger großer viele kleine Schritte nötig. Diese Erfolge gehen mit Blick auf das Gesamtziel häufig unter, sollten aber wahrgenommen werden. Das hilft in schweren Situationen durchzuhalten und hat einen positiven Einfluss auf die Motivation im Team.

Lösungsfokussierung

Teams kommen zusammen, um Herausforderungen zu meistern und Probleme zu lösen. Der Fokus in Teams muss sich auf die Möglichkeiten konzentrieren, statt die Probleme in den Vorderung zu stellen. Wer sich auf Probleme fokussiert, wird Probleme finden. Wer nach Möglichkeiten sucht, wird Möglichkeiten finden. Potenziale von Teams werden in der Zusammenarbeit gehoben, wenn der Blick auf das Positive statt auf das Negative gerichtet wird.

Ermutigung

Auch die besten Teams sind nicht immer erfolgreich. Es wird früher oder später Phasen oder Situationen geben, in denen das Team entmutigt ist und die Energie fehlt, lösungsorientiert weiter zu arbeiten. Unzufriedenheit ist normal, bremst das Team aber aus und darf sich nicht verfestigen. Diese Phasen müssen ernst genommen und aufgearbeitet werden durch Maßnahmen, die einen positiven Einfluss auf die Motivation der Mitarbeitenden haben.

Unterstützung

Gute Teams, die sich verantwortlich fühlen, können und werden das Meiste selbst lösen. Aber auch die besten Teams brauchen Unterstützung und werden diese Unterstützung als Wertschätzung wahrnehmen. Das ganze Team braucht das Zutrauen der Umgebung und Hilfe, wenn es selbst nicht weiter kommt. Benötigte Arbeitsumgebungen, Tools und Ressourcen sollten bereit stehen. Das Team sollte sich so ausschließlich wie möglich mit dem Sinn und Zweck des Teams beschäftigen können und sich nicht damit beschäftigen müssen, überhaupt arbeiten zu können.

Führung des in Teams

Die häufig gerade in „agilen Kreisen“ kursierende Annahme, Führung sei zukünftig nicht mehr wichtig, sieht Google nach einer internen Studie anders. Google kommt zu einem gegenteiligen Ergebnis: Abhängig von der Führungskraft waren Mitarbeitende und Teams mehr oder weniger erfolgreich. Google hat jährliche Mitarbeiterbefragungen und Leistungsbewertungen der Führungskräfte ausgewertet und häufige Verhaltensweisen festgestellt, die gute Führungskräfte ausgemacht haben.

Für schnelle Entscheidungen in agilen Arbeitsstrukturen muss Führung neu gedacht werden. Sie entsteht immer wieder situativ abhängig von der jeweiligen Herausforderung im Team, den Menschen in den Teams und wird nicht mehr vollständig einer Person zugeschrieben. Es geht also mehr um Führung in Teams und weniger um Führung des Teams.

Die Erkenntnisse aus der Studie bleiben trotzdem relevant, weil sie Verhaltensweisen von Führungskräften beschreiben, die einen wesentlichen Einfluss auf die Zusammenarbeit in Teams und den Erfolg von Teams haben, ganz unabhängig ob es sich um „einen Manager des Teams“, oder eine situative Führung im Team handelt.

Führung entsteht in Teams nicht durch festgelegte Rollen, sondern durch das Verhalten der Menschen. Führung übernehmen Menschen automatisch, wenn andere ihnen „folgen“. Jedes Teammitglied, das situativ Führung im Team übernimmt, sollte einige Verhaltensweisen beherzigen. Eine gute Führungskraft in Teams:

  • Ist ein guter Trainer
  • Ermächtigt das Team und vermeidet Mikromanagement
  • Schafft ein Umfeld das Erfolg und Wohlbefinden vereint
  • Ist produktiv und ergebnisorientiert
  • Ist ein guter Kommunikator, hört zu und teilt Informationen mit dem Team
  • Unterstützt die Karriereentwicklung und gibt Feedback
  • Hat eine klare Vision für das Team
  • Verfügt über technische Fähigkeiten, um das Team zu beraten
  • Arbeitet effektiv mit dem Team zusammen
  • Hat keine Angst vor Entscheidungen

(Das Bild ist von Tim Vrtiska – vielen Dank!)

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